KUNST IN DER FABRIK 2013

25. 07. 2013

Von weither kamen die Besucher zur Vernissage "Brush Hour", "Kunst in der Fabrik" in den Werkshallen der Firma Spagl. Im Rahmen der Festspiele Europäische Wochen (EW) zeigte Maler Peter Knirsch seine Werke. Seine Lebensgefährtin, die Kabarettistin Lisa Fitz, las."Ganz unterschiedliche Künstler haben hier zu einer wunderbaren Symbiose gefunden", befand der Intendant der EW, Peter Baumgardt. Gastgeberin Katrin Pernpointner apostrophierte Knirsch als "Meister der Farbe" und Fitz als "Meisterin des Wortes". Ein großes Öl-Bild des gebürtigen Wieners lässt den Betrachter die beiden zweifellos als Einheit erfahren. "Perfect world" heißt es & und ist unverkäuflich. Perfekt auch die Frauenkörper, "body", "Die rote Frau", laszive Posen, schwindelhohe Beine, gestylt der Fuß, die Augen; oft und immer wieder Lisa; dunkelrot, schimmernd der Mund. L.F. heißt das Bild. Knirsch, 1972 geboren in Wien, der bereits als Zehnjähriger Comics, Cartoons und Illustrationen malte, wandte sich erst vor wenigen Jahren dem Ölbild zu. Zuletzt arbeitete der Autodidakt in der Motorradbranche bei Harley Davidson. Feuer und Wasser, Wechselbädern sahen sich dann die Zuhörer ausgesetzt, die Lisa Fitz’ "Langen Weg zum Ungehorsam" begleiteten. Sie las so, dass das Publikum mitunter den Eindruck gewann, dass sie die Protagonisten aufs Neue erlebe. Im Verlauf der gänzlich unterschiedlichen Kapitel wechselten Stimmungen und Tempi manchmal abrupt. Heitere Begegnungen, komische Erlebnisse standen neben eindringlichen Schilderungen der Landschaftsbilder und die Beschreibung unerträglicher Hitze und Absenz jeglichen Lebens. Nächtliche Einsamkeit, "Stille, die erschlägt", das Verbalisieren eines "akustischen Nichts". Weniger andächtig geht es in Lisa Fitz’ Texten aus der Münchner Zeit zu, jener denkwürdig-pikanten Begegnung mit Franz-Josef Strauß. Auch erfuhr das Publikum eine ganze Menge über Charisma, Eros und Anziehung, "dampfender, voluminöser, dubioser, blitzgescheiter, gerissener" Machtmenschen, die beim Duzen mitten auf den Mund küssen. Man erfuhr so viel, dass man als Zuhörer eigentlich genug gehört hatte, gleichwohl die Autorin mehrmals nachlegte, falls vielleicht doch noch Bedarf unter den Anwesenden sei. Gar nicht genug indes schienen viele hören zu können ("Ein Thema, wo ich viel Rückmeldung bekomme" so Fitz), von Menschen und Begegnungen, verlassener Heimat, zerflossene, in Containern entsorgte Lebensleistungen, Lebensentwürfe, Erinnerungen, versäumte Chancen und unwiderrufliche Abschiede, von Eltern und Kindern, Demenz und Pflegeheim, Schuldgefühlen und Trauer. Ums Älterwerden ging es in dem Kapitel "Das Silberbesteck". Das "Annehmen der Vergangenheit" sei entscheidend, so die Kabarettistin, denn ohne das brauche man den "langen Weg zum Ungehorsam" gar nicht erst anzutreten.

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